Die Chancen von Misserfolgen und gescheiterten Plänen

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Letzte Woche hatte ich ein sehr schönes Erlebnis, das mir vor Augen geführt hat, wie sich aus gescheiterten Plänen neue Möglichkeiten ergeben können. Deshalb wird es nach langer Abstinenz endlich mal wieder Zeit für einen Blog-Beitrag!

Drei Tage nachdem ich im Juli 2020 meine Fernwanderung gestartet hatte, stand ich vor diesem Eingangstor.

Eingangstor Schlossschänke Eysölden
Eingangstor zur Schloßschänke Eysölden

Filmreife Kulisse nach übermotiviertem Start

Die bisherigen Etappen war ich übermotiviert viel zu viele Kilometer pro Tag gegangen – ein klassischer Anfängerfehler. Am dritten Tag konnte ich die Signale meines Körpers nicht mehr ignorieren – ich musste vom Gas gehen und die Tagesetappen verkürzen. Also entschied ich mit dicken Sprunggelenken und rekordverdächtigen Blasen an beiden Füßen, dass ich die heutige Etappe verkürze und im nächsten Ort in der Schlossschänke Eysölden übernachte. Soweit der Plan. Die Kulisse bei der Ankunft war fast schon kitschig und erinnerte mich an Szenen aus dem Film „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling: Ein einsamer, erschöpfter Wanderer steht vor dem Steinportal eines Schlosses und klingelt mit einer Metallglocke. Der Haken daran: es öffnet niemand! Immer wieder schüttele ich die Glocke, gehe um das Schloss herum, suche nach anderen Eingängen – vergeblich. Ich versuche anzurufen – auch das ohne Erfolg, niemand hebt ab. Also bleibt mir nichts anderes übrig als weiterzuwandern.

Dann also doch wieder eine längere Etappe

Bis zur nächsten Unterkunft in Hilpoltstein sind es gut 8 Kilometer, allein die Vorstellung daran senkt meine Stimmung auf den Tiefpunkt und ich verfluche mich und das Universum. Gedanken wie „Warum hast du nicht gleich morgens die Unterkunft gebucht!?“ „Wie soll ich in meinem Zustand noch 8 km gehen?“, schießen mir durch den Kopf. Frustriert setze ich mich erstmal auf eine Bank im Ort und esse eine Kleinigkeit – bevor es zu regnen beginnt – war ja klar!

Die Schnecke und ich – unterwegs im ähnlichen Tempo

Geschafft habe ich es dann noch innerlich fluchend bis Hilpoltstein und mein Urteil über die ganze Situation war klar: ab sofort rufe ich immer vorher bei den Unterkünften an und mache kürzere Tagesetappen. Am Abend klingelt mein Telefon und die Inhaberin der Schlossschänke ruft mich auf meinen Anruf in Abwesenheit zurück. Ich berichte ihr, dass ich gerne übernachtet hätte, aber jetzt schon weitergewandert bin. Zwei Tage danach musste ich meine Wanderung für dieses Jahr vorzeitig abbrechen, die Schmerzen in meinen Sprunggelenken waren zu groß geworden.

Im Jahr darauf habe ich immer vorab meine Unterkünfte gebucht, alles hat problemlos funktioniert und am Ende meiner Wanderwoche kam ich genau an dem Zielort an, den ich mir vorgenommen hatte. Also alles super, so mache ich das weiterhin! In dem Jahr hatte ich zwar kein Erlebnis, über das ich einen Blog-Beitrag schreiben könnte – dafür liefs zu glatt und unaufgeregt. Aber was solls, ich habe dafür mein Wanderziel erreicht! So habe ich das bis letzte Woche gesehen und abgehakt.

Gänsehautmoment per E-Mail

Bis eine E-Mail in meinem Posteingang landete, die mit den Worten begann „Hallo Tobias, endlich habe ich Dich gefunden!“ Es war die Inhaberin der Schlossschänke Eysölden. Sie hatte unser Telefonat zu meiner Wanderung in Erinnerung behalten und sich auf die Suche gemacht. Ihre Frage „Vielleicht hast Du ja Lust bei uns ein Seminar zu machen?“. Für mich war das ein echter Gänsehaut-Moment, fast 2 Jahre nachdem ich über die gescheiterte Übernachtung geflucht habe, entsteht daraus die Chance auf etwas Neues. Die geschlossene Tür geht mit Verzögerung doch noch auf.

Wie viel leichter könnten wir so manchen Misserfolg nehmen, wenn wir uns bewusst machen, dass gerade gescheiterte Pläne dazu führen können, dass daraus etwas unerwartetes, Neues entsteht? Vielleicht sogar etwas, das besser ist als unser ursprüngliches Ziel?

Die nächste Zeit kann eigentlich nur super werden, oder?

Wenn ich dieses Jahr weiterwandere, traue ich mich, wieder spontan Unterkünfte zu suchen. Weil die Erlebnisse dabei viel spannender sein können, als planmäßig erreichte Ziele. Ob ich das dann immer noch so gut finde, wenn ich mit müden Beinen vor der nächsten geschlossenen oder ausgebuchten Unterkunft stehe? Mal sehen – ich werde es euch berichten. Und was mir auch bewusst geworden ist: In den letzten beiden Jahren hat so viel nicht planmäßig funktioniert, sind so viele Pläne über den Haufen geworfen worden. Wenn sich daraus für jeden von uns nur ein paar neue Möglichkeiten ergeben, steht uns eine super Zeit bevor. Ich glaube da jetzt mal fest daran!

Komm gerne auf mich zu, wenn ich dich oder dein Team beim Verfolgen deiner / eurer Pläne unterstützen kann! Hier gehts zum Kontaktformular